Wäre in diesem Moment ein Einbrecher in der Küche erschienen, hätte mir eine Pistole an die Schläfe gedrückt und gedroht, „Du zeichnest jetzt sofort etwas mit Tinte und Feder oder es knallt“, wäre ich jetzt tot.
Und das sind noch nicht einmal alle Füllfederhalter in meinem Besitz – nur diejenigen, die akut der Reinigung bedurften.
Warum verstopfen meine Füller?
Die einen sind mit wasserfester Tinte geladen, die schneller festtrocknet als normale Tinte. Die müssen aber regelmäßig benutzt werden, sonst trocknet die Tinte fest und verstopft das Kapillarsystem des Füllers.
Die anderen sind mit regulärer Tinte geladen, werden aber noch seltener benutzt und trocknen deshalb ebenfalls aus. Der Grund ist also: Ich benutze sie zu selten. Ich male gern digital, da gibt es immer ein „Rückgängig“. Auf Papier macht auch Spaß, aber … Kleckse, Schmierer, Tintenfinger.
Füller brauchen Bewegung
Ein ausgetrockneter Füller sendet das deutliche Signal: „Du hast meine Bedürfnisse zu lange missachtet, also streike ich. Das hast Du nun davon.“ Um ihn wieder verwenden zu können, muss ich ihm besondere Pflege angedeihen.
Erst wird er wiederholt mit Wasser ausgespült, dann in einen Ultraschall-Reiniger gelegt und mit einer speziellen Reinigungsflüssigkeit betankt, die abschließend nochmals mehrfach mit Wasser ausgespült wird.
Dann gibt es 24 Stunden Ruhe, bevor der Füller wieder mit Tinte aufgefüllt wird. Danach grollt er meist nicht mehr und die Tinte fließt wieder.
Der japanische Patient
Den meisten Kummer bereitete diesmal ausgerechnet der Carbon Pen – ein preiswerter Füller, dessen System speziell auf wasserfeste Tinte ausgelegt ist. Ich kenne ihn nur als robustes Arbeitstier, das auch nach zwei Monaten ohne Action ohne Mucken sofort wieder zuverlässig seine Linien zieht, als sei nichts gewesen.
Diesmal nicht – inzwischen hat er die oben beschriebene Kur schon das zweite Mal durchgemacht. Wenn die Tinte morgen nicht wieder fließt, muss ich mich wohl nach einem neuen Carbon Pen umsehen. Das klingt aber so grausam und herzlos. Als letzte Rettung könnte ich es noch mal mit Isopropanol versuchen, das greift aber mitunter das Plastik an.
P.S.: Der Carbon Pen schreibt wieder, auch ohne Isopropanol-Aktion.