Am 8. Juni 1984 hatte der Film „Ghostbusters – Die Geisterjäger“ seinen Kinostart. Nachdem ich beim Ur-Hype live dabei war, hat Heise Online mir angeboten, was über das Jubiläum zu schreiben. Also schrieb ich: „40 Jahre Ghostbusters: Eben mal die Welt retten“.
Zur Vorbereitung habe ich mir alle fünf (!) Ghostbusters-Filme angesehen, vom Original bis zur letzten Sequel, die dieses Jahr erschien. Es war eine sehr merkwürdige Erfahrung.
Alle Nachfolger kranken unter demselben Grundproblem: Sie erzählen letztlich immer wieder dieselbe Geschichte. Die Struktur folgt stets dem Original, teils locker, teils sklavisch. Los geht’s immer mit dem Aufstieg der Geisterjäger aus dem Nichts. Früher oder später materialisiert sich eine gigantische übernatürlichen Bedrohung für die ganze Welt. Irgendwann muss ein bedrohliches Riesending auftauchen und dann können es nur noch Protonen-Packs richten. Wieder, wieder, wieder, und wieder.
Insgesamt setzte sich in mir der Gedanke fest, dass die Ghostbusters-Franchise keine Filmserie ist, sondern ein Produkt. Der erste Film ist gut, der dritte gibt sich immerhin Mühe, der Rest hat für mich keine echte Daseinsberechtigung.
Meine Eindrücke von den Sequels
Es folgen meine ganz persönlichen Eindrücke von den Sequels (garniert mit Bildern aus dem ersten Film. Warum auch immer.). Wer anderer Meinung ist, darf diese gerne beibehalten. Ich will die Filme niemandem kaputt machen.
Ghostbusters II (1989) leidet vor allem unter dem lahmen Bösewicht, einem besessenen Gemälde. Insgesamt fand ich ihn gar nicht mehr so schlecht wie ich ihn in Erinnerung hatte. Nur überflüssig: Alles, was in Ghostbusters II funktioniert, hatte schon im ersten Film funktioniert.
Die Neuerungen waren hingegen nicht so doll: Dass die Geisterjäger so schnell in Ungnade gefallen waren, wirkt unplausibel. Hundertausende New Yorker hatten die Geisterkrise des ersten Films live erlebt, Millionen über TV-Übertragungen. All diesen Leuten soll erfolgreich eingeredet worden sein, es sei nicht passiert?
Auch die Beziehungskrise zwischen den Figuren von Bill Murray und Sigourney Weaver konnte mich nicht überzeugen. Davon abgesehen, dass ich Peter Venkman nie so richtig charmant fand.
Ghostbusters: Answer The Call von 2016, der Reboot, kam unerwartet. Ich mag die Schauspielerinnen, ich mag die Rollenverteilung und die neuen Waffen, aber hundertprozentig gelungen ist der Neustart nicht. Chris Hemsworth als Himbo nervte mich nach kurzer Zeit — ich bin unentschlossen, ob es am Schauspieler lag oder am Drehbuch.
Melissa McCarthy hat eine erfreulich stabile Rolle, Kristen Wiig spielt ihr perfekt in die Hände. Kate McKinnon genießt deutlich, mit ihrem schrägen Spengler-Verschnitt allen die Show zu stehlen. Die Rolle von Leslie Jones ist ein deutliches Upgrade gegenüber Ernie Hudsons undankbarer Rolle als Quoten-PoC im ersten Film. Casting: 100 Punkte.
Die Handlung holpert nicht schlimmer als im Original, die meisten Witze zünden, aber das Loch der herausgeschnittenen Tanzeinlage kurz vor dem Finale ist deutlich zu spüren. Auch wenn der Reboot nicht ganz rund läuft, konnte ich die Internet-Hasswelle nie verstehen. Dass alle männlichen Figuren im Film entweder doof oder gefährlich sind, scheint einem gewissen Personenschlag echt an die Substanz zu gehen.
Ghostbusters: Afterlife (2021), in Deutschland als „Ghostbusters: Legacy“ gestartet, drückt für meinen Geschmack viel zu heftig und zu lang auf die Nostalgiedrüsen, bietet zu wenig Lacher und lässt sich mit der Handlung übermäßig Zeit — 124 Minuten sind zu viel des Mittelprächtigen.
Ähnlich wie „Ghostbusters II“ fand ich auch „Afterlife“ beim zweiten Sehen weniger schlecht als beim ersten Mal. Aber was sagt mehr „uns fällt nichts Neues ein“, als den Endgegner des ersten Films aus der pandimensionalen Mottenkiste zurückzuholen? Es ist wie bei den Star-Wars-Sequels, die den Triumph der ersten Ur-Trilogie zurücknehmen mussten, um alles noch einmal aufbrühen zu können.
Was ebenfalls schmerzte: Ich mag die Schauspieler und hoffe, sie das nächste Mal in etwas Originellerem zu sehen. J.K. Simmons einfach in Stücke zu reißen, empfand ich als besonders hässlich. Die digitale Wiederauferstehung von Harold Ramis fand ich grenzwertig — technisch gelungen und für die Handlung unausweichlich, aber halt wieder so eine Nostalgie-Krücke.
Ein netter Touch war die Mid-Credits-Sequenz, in der Peter Venkman eine längst überfällige Lektion in Manieren erhält. Der Post-Credits-Stinger nach Marvel-Manier ließ mich hingegen mit den Augen rollen.
Ghostbusters: Frozen Empire (2024) leidet witzigerweise unter demselben Problem wie die erste Sequel: Beide müssen Bälle jonglieren, die von den Vorgängern in die Luft geworfen wurden. Mit denselben Folgen: zu viel interpersonelles Drama und ein schwacher Gegner. Vergeblich versucht der Film herunterzuspielen, wie deutlich McKenna Grace seit dem ersten Film gewachsen ist.
Das Drehbuch kämpft deutlich damit, sowohl der in „Afterlife“ eingeführten Cast als auch den Ur-Ghostbusters ausreichend zu tun zu geben. Wie beim Vorgänger empfand ich die Humordichte als ungenügend. Wozu wird der brillante James Acaster eingeführt, ohne ihn seine Stärken ausspielen zu lassen? Dramaturgisch kommt der Film wieder viel zu spät in die Gänge — und das, obwohl er 10 Minuten kürzer ist als „Afterlife“.
Allgemeine Gedanken
DIe Sichtung des (bisher) letzten Films hat mich etwas frustriert. So beschloss ich, die Sequels bei meiner Würdigung des ersten Films so weit wie möglich außen vor zu lassen.
Ghostbusters begann 1981 als spleenige Idee — was wäre, wenn Geister nicht mit okkulten Ritualen in zweifelhaftem Latein gebannt würden, sondern von respektlosen Kammerjägern mit atombetriebenen Strahlenwaffen? Und dann wurde aus der Idee eine Franchise, eine Gelddruckmaschine.
Der Ghostbusters-Reboot wirkte wie ein ehrlicher Versuch, der Franchise frisches Leben einzuhauchen — mit kurzen Verneigungen in Richtung Original, aber auch mit neuen Ideen wie dem echt kreativen Geister-Zerstückler. Vor allem war es wieder eine richtige Komödie.
Dumm nur, dass das Toxic Fandom nicht mitgehen wollte. Für die Verantwortlichen bei Sony muss es eine seltsame Erfahrung gewesen sein: Einerseits signalisierte die Vehemenz der Proteste deutlich, dass die Franchise immer noch eine rege Fangemeinde besaß. Andererseits wurde dabei klar, dass genau diese Fans an einem Neuanfang kein Interesse hatten.
Also Rolle rückwärts, Nostalgie voraus. „Afterlife“ und „Frozen Empire“ zitieren aus den ersten Filmen, als handele es sich um Heilige Schriften. Paul Rudd rezitiert sogar Verse des Ghostbusters-Songs, der natürlich auch immer wieder hervorgekramt wird. Mir ist das zu rückwärts gewandt. Nur weil ich graue Haare habe, will ich nicht immer wieder denselben Brei essen müssen.
Sollte eine weitere Sequel erscheinen, würde ich sie mir nur noch gegen Geld ansehen. Mit dieser Motivation hatte ich auch „Frozen Empire“ geguckt: „Wenn ich über das Original schreibe, sollte ich mich vorher auf den neuesten Stand bringen.“
Bonus: Ich habe lange darüber nachgedacht, warum mich der digitale Harold Ramis weniger stört als andere digitale Doppelgänger. Es düfte daran liegen, dass Spenglers Geist kein Wort spricht und der Astralleib-Effekt seine Konturen etwas verwischt. Nur in einer Einstellung stimmen kurz die Augen nicht: „Sieh mal an, ein digitales Double,“ dachte ich da und verlor prompt kurz den Faden der Handlung.