3D oder nicht 3D

Neulich lief im Heimkino Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers im Heimkino, dicht gefolgt von Detective Dee und die Legende der vier Himmlischen Könige. Echtes 3D macht mir nach wie vor viel Spaß – im Unterschied zu den vielen Nachkonvertierungen, für denen mir das zusätzliche Geld zu schade ist (Ausnahme: Ant-Man). Man muss echtes und falsches 3D nur zu unterscheiden wissen.

Mehrere Jahre lang gab es eine gute Anlaufstelle, um herauszufinden, ob ein Film in 2D gedreht und nur am Computer nachträglich plastisch gerendert wurde: Real 3D or Fake 3D. Mittlerweile hat der Betreiber aber die Lust an der Sache verloren und pflegt die Liste nur noch sporadisch.

Also lieber gleich zur englischsprachigen Wikipedia. Die führt eine List of 3D films (2005 onwards), die recht vollständig ist – und natürlich auch eine Liste mit Filmen aus den ersten zwei 3D-Wellen.

Mein erster 3D-Film war „Das Geheimnis der vier Kronjuwelen„, wo sich meine Angewohnheit rächte, im vorderen Drittel des Kinos zu sitzen. Einmal streckte ein Schauspieler sein Schwert direkt in Richtung Kamera, sodass es sich vor meinen Augen in zwei Klingen teilte.

Trotz anschließender massiver Kopfschmerzen ließ ich mich zum Besuch von „Metalstorm – Die Vernichtung des Jared-Syn“ hinreißen. Darin gibt es eine geniale Szene, in der im Vordergrund die Ähren eines Feldes vor sich hinwogt. Von der Handlung beider Filme ist nicht viel hängen geblieben. Das erste 3D-Revival endete schnell wieder.

Highlights der ersten 3D-Welle

Ein paar Jahre später habe ich in einem Programmkino „Der Schrecken vom Amazonas“ (1954) in 3D gesehen, allerdings mit grün/roter Brille statt mit polarisierten Gläsern wie bis dahin gewohnt. Großartiger Film, aber das 3D war gräßlich. Als der Film auf Blu-ray erschien, wollte ich die unbedingt haben. Nun hatte ich damals aber weder einen Blu-ray-Player noch 3D-Equipment – also habe ich einen Freund bequatscht, der das nötige Equipment besaß (Danke noch mal, S.! ). Glücklicherweise überzeugt die Handlung des Films auch heute noch.

Der 3D-Film par Excellence aus der ersten 3D-Welle ist für mich immer noch „Bei Anruf Mord“ (1954) – Alfred Hitchcocks einziger Ausflug in die 3D-Technik. Sieht man den Film in 2D, wirken manche Bildkompositionen eher seltsam, in 3D ergeben sie plötzlich Sinn. Die prächtige Blu-ray korrigiert ein paar Stereoskopie-Fehler, die sich 1954 eingeschlichen hatten, und sieht somit wohl besser aus als das, was das Kinopublikum seinerzeit zu sehen bekam.

Auch sehenswert in 3D finde ich „Das Kabinett des Professor Bondi“ (House of Wax, 1954) mit dem unvergleichlichen Vincent Price und das Musical „Küß mich, Kätchen!“ (Kiss Me Kate, 1953) trotz der Knödelstimme des Hauptdarstellers. Ich bin ja nicht der große Musical-Fan, aber dieser Film ist wunderschön. Außerdem: Cole Porter.

Ein paar Worte zu Detective Dee

Die drei Detective-Dee-Filme des legendären Regisseurs Tsui Hark sind ganz großes chinesisches Kino, einer prachtvoller als der nächste. Kostümdramen mit atemberaubenden Action-Einlagen vor wunderschönen Kulissen, angesiedelt 700 Jahre v.Chr. Connossieure nennen das Genre „Wuxia“. Der zweite und dritte Film wurden in echtem 3D gedreht.

Die Reihenfolge der Trilogie ist ein bisschen eigen: Nach dem riesigen Erfolg des ersten Films über den chinesischen Meisterdetektiv 2010 entschieden sich die Macher, 2013 mit einem Prequel fortzufahren und diese dann 2018 fortzusetzen. Das führt dazu, dass der zweite Film chronologisch der erste ist und der erste eigentlich der dritte. Es soll Leute geben, die sowas verwirrend finden.

Wer die Filme chronologisch sehen will, fängt also mit „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ (2013) an, sieht dann „Detective Dee und die Legende der vier Himmlischen Könige“ (2018) und schließt die Trilogie dann mit „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ (2010) ab.

Weil ich ein Snob in der Hinsicht etwas eigen bin, habe ich alle drei Filme im Original-Mandarin gesehen, mit deutschen Untertiteln. Das war bei den beiden 3D-Filmen etwas anstrengend, weil die Untertitel auf Leinwandebene sind und nicht vor den Schauspielern stehen. Es gibt auch eine deutsche Synchronspur.

Das 3D ist durchweg großartig. Seit Avatar habe ich nicht mehr so große Bauklötze gestaunt. Gelegentlich bemerkt man, was reingerendert wurde, aber meistens reißt die Handlung es raus. Die schlägt mittlerweile heftige Haken, ist aber rückblickend erstaunlich schlüssig. Insbesondere nach dem „Fluch des Seeungeheuers“ war ich beeindruckt, wie zunächst beliebig erscheinende Winkelzüge im Nachhinein völlig logisch waren.

Ich hatte viel Spaß. Und stellte irgendwann fest, dass die übertriebene Theatralik asiatischer Filmproduktionen längst auf den Westen übergesprungen ist: Ob da gerade ein wutschnaubender Wolverine einen etwas zu langen Close-Up bekommt oder Yuchi Zhenjin, kommt letztlich auf dasselbe hinaus.

Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige
Carina Lau in „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige

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