Werbung muss leider draußen bleiben

Neuerdings bekommen wir personalisierte Werbung per Post. Auslöser war wohl ein falsch gesetzter Haken bei einer Online-Bestellung. Aktuell einzige Lösung: ein Eintrag in der Robinson-Liste – bzw. beide, es gibt in Deutschland nämlich zwei.

Die wichtigsten Eckpunkte zuerst:

Die Robinsonliste des DDV (Deutscher Dialogmarketing Verband e.V.) macht den Eintrag relativ leicht: Wenn man das Formular erst einmal gefunden hat, wählt man dort Option „A“ (wichtig!) und führt dann darunter bis zu fünf Namen, eine Anschrift und eine E-Mail auf. Der DDV schickt dann eine Mail mit einem Bestätigungslink zurück und fertig. Nach fünf Jahren werden die Einträge gelöscht.

Die Robinsonliste des I.D.I. (Interessenverband Deutsches Internet) ist etwas komplexer aufgebaut. Hier muss man erst ein „Schutzkonto“ einrichten und kann dann bis zu zehn Namen und Anschriften, Telefon-, Mobil- und Faxnummern sowie Mail-Adressen eingeben.

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Aufdringliche Werbung ärgert mich. Popups oder Riesenbanner auf Webseiten, in knalligen Farben hinterlegte ganzseitige Anzeigen in Zeitschriften, Unterbrechungen in Fernsehsendungen … wer mich so zu locken versucht, produziert bestenfalls massive Abneigung meinerseits.

Jetzt trudelt uns seit einigen Wochen unerwünschte Post in den Briefkasten. Es war wohl eine Otto-Bestellung, bei der ein Zustimmungs-Häkchen zu viel gesetzt war und schwupps hat der Otto-Versand unsere Adresse an Dritte weitergegeben. In jüngster Vergangenheit kam Post vom S.O.S. Kinderdorf und — ausgerechnet — Wikipedia. Bettelpost.

(WIKIPEDIA VERSENDET SPENDENAUFRUFE! PER! POST! Ich dachte erst, ich sei in einer Parallelwelt aufgewacht.)

Wir haben Otto kontaktiert und gefragt, was das solle. Otto meinte relativ schnippisch, wir sollten uns halt auf eine Robinsonliste setzen lassen. Haben wir jetzt. Bei Otto bestellen wir wohl auch nicht mehr.

Aber was machen wir mit den Firmen, die unsere Adresse schon benutzen? Wir könnten sie einzeln anschreiben und zur Löschung unserer Daten auffordern. Wurden die Daten zu dem Zeitpunkt schon weiterverkauft, wird uns das wenig helfen. Die Robinsonliste dürfte also tatsächlich der beste Weg sein.

Was ist eine Robinsonliste

Wünschen Personen keine Werbung, können sie sich in eine Liste eintragen lassen. Die wird von Verbänden der deutschen Werbewirtschaft geführt und ihren Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Die Mitglieder verpflichten sich zur Berücksichtigung dieser Listen.

Auf gut Deutsch: Wenn ich meine Adressdaten an ein Marketing-Portal übergebe, verspricht es mir, dass ich im Gegenzug weniger Werbung bekomme.

Risiken von Robinsonlisten

Wie Wikipedia ganz richtig bemerkt, bergen Robinsonlisten das Risiko, dass die darin enthaltenen Daten ausgerechnet den Falschen in den Schoß fallen, also Werbetreibenden, die sich nicht an die Spielregeln der Verbände halten.

Da meine Daten ganz offensichtlich eh schon im Umlauf sind, sehe ich dieses Risiko als geringer als dass sich mein Frust in wütenden Schreiben an die „Partnerunternehmen“ von Otto entladen wird.

Die Robinsonliste des DDV

Der Deutscher Dialogmarketing Verband e.V. bietet bei seiner Anmeldung zur Robinsonliste die Wahl zwischen einer „generellen Ablehnung“ (A) und einer „Ablehnung bestimmter Angebotsbereiche“ (B).

Hier empfehle ich, A statt B zu sagen, also ein komplettes Nein zu Briefwerbung. Man beachte die Formulierung „außer von Unternehmen, bei denen ich bereits Kunde bin oder mit denen ich schon einmal Kontakt aufgenommen habe“ — um Otto daran zu hindern, uns weiterhin Kataloge zu schicken, müssen wir sie direkt anschreiben.

Unter der Auswahl werden bis zu fünf Vor- und Nachnamen angegeben, einmal die Anschrift (Straße, Hausnummer, PLZ, Ort) und eine E-Mail-Adresse. Sprich: Alle Namen sind einer gemeinsamen Adresse zugeordnet.

Nach dem Absenden der Daten schickt der DDV an die angegebene Adresse eine E-Mail. Diese enthält einen Link. Erst nach Aufruf dieses Links wird der Robinsonlisten-Eintrag aktiv. Einträge gelten 5 Jahre lang; es empfiehlt sich ein entsprechender Kalendereintrag.

Es gibt übrigens auch einen Postweg: Hierfür muss man ein PDF herunterladen und per Brief an die DDV-Robinsonliste schicken.

Die Robinsonliste des IVI

Der IDI Interessenverband Deutsches Internet e.V. macht es etwas kompliziert: Interessenten an einem Robinsonlisteneintrag müssen erst ein Schutzkonto erstellen, dieses per Link bestätigen, sich dann dort anmelden und dann im „Benutzerbereich“ nacheinander alle relevanten Postanschriften, Telefonnummern und Mail-Adressen angeben.

Der Bereich „Post“ verlangt tatsächlich für jeden Eintrag die erneute Angabe von Anrede, Vorname, Nachname, Straße, PLZ und Ort. Das ist mühselig, bietet aber die Möglichkeit, auch Eltern und Kinder mit abweichenden Anschriften einzutragen.

Festnetznummern werden im Bereich „Telefon“ erfasst, Mobilfunknummern unter „Mobil“ usw. Für jeden Eintrag kann definiert werden, ob er für Lebenspartner, Eltern oder Kinder gilt. Muss natürlich nicht sein.

Die Robinson-Schutzfunktion wird erst aktiv, wenn diese Schutzlisten bevölkert wurden. Die bei der Erstellung des Schutzkontos gemachten Angaben werden nicht automatisch für die Robinsonliste markiert.

Wird hier der Haken gesetzt, reicht der IVI die eingegebenen Daten an den DDV weiter.

Tipps zur Nutzung der Robinsonlisten

  • Mieter:innen sollten bei der DDV-Robinsonliste nach Möglichkeit auch die Namen der Vormieter:innen angeben, um nicht für die Häkchen der Vormieter:innen zu büßen. Wer im ersten Durchgang schon alle Felder verbraucht hat, meldet halt zweimal.
  • Nach erfolgreicher Anmeldung im Schutzkonto des IDI empfiehlt es sich, das per E-Mail zugesandte, vom IDI vergebene achtstellige Passwort zu ändern.
  • Die Schutzliste des IDI bietet die Option, eingetragene Daten an den DDV zu übermitteln. Ich habe mich dem zugestimmt, mich aber trotzdem bei beiden Portalen eingetragen.
  • Wer dem IDI misstraut, trägt unter E-Mail eine ganz neue Adresse ein, die noch nie zuvor benutzt wurde. Erhält diese E-Mail eines Tages Spam, wurde die IDI-Liste offenbar kompromittiert. Alternativ dazu lässt sich unter „Post“ eine nichtexistente Person angeben.