Ich bin bei einem Freund zu Besuch. Wir wollen einen Film sehen, aus der Konserve. Der Film ist spannend, aber das Licht der großen Stehlampe neben dem Sofa reflektiert störend auf dem Fernsehbildschirm. Ich frage, ob man die Lampe vielleicht abschalten könne.
Er hebt die Stimme: „Alexa, schalte die große Stehlampe aus.“ Die Lampe bleibt an. Er blickt mich entschuldigend an: „Es ist wohl zu laut im Raum.“ Der Film läuft derweil weiter. Ich schlage vor, den Film zu pausieren.
Er steht auf und geht drei Schritte in Richtung Wanze Lautsprecher. „Alexa, schalte die große Stehlampe aus.“ Der Lautsprecher beginnt zu plappern. Wir können ihn nicht verstehen, weil der Filmton die Worte des Lautsprechers überlagert. „Alexa, aus.“ Die Stehlampe bleibt an.
Der Freund pausiert die DVD. Alexa plappert weiter: Die Frauenstimme leiert gerade herunter, welche Befehle das System augenblicklich entgegenzunehmen bereit sei. Er wartet ab, bis der Lautsprecher verstummt.
Dann sagt er noch einmal, in scharfem Ton: „Alexa, schalte die große Stehlampe aus.“ Dann dreht er sich um und setzt sich wieder auf das Sofa. Eine Sekunde verstreicht. Dann geht die Stehlampe aus. Er guckt mich an, weil er mich und meine große Klappe kennt.
Ich sage trocken etwas über die gute alte Zeit, als Lampen noch Schalter hatten, anhand derer man sie einfach und schnell ausschalten konnte. Wir gucken den Film weiter. Die große Stehlampe bleibt aus.
- In die selbe Kerbe: „Siri gibt es gar nicht“ auf Heise Online (2016)