Seit einem Jahr haben wir einen Reiskocher. Den haben wir in erster Linie aufgrund eines YouTube-Videos. Das begab sich folgendermaßen.
Es gibt billige und teure Reiskocher. Die billigen funktionieren nach einem einfachen physikalischen Prinzip. Die teuren haben Elektronik und Sensoren und LED-Anzeigen und mühsam zu reinigende Deckel.
Das Prinzip der einfachen Kocher beschreibt Alex Watson in einem elfminütigen Video so unterhaltsam, dass ich unbedingt genau so einen Reiskocher haben wollte. Einen billigen also, keinen modernen.
Wenn Reis prinzipbedingt nicht anbrennen kann
Womöglich fände ich das Video nicht so faszinierend, wenn ich seinerzeit in Physik besser aufgepasst hätte. Kurze Nachhilfe: Wasser kocht um die 100 °C und bleibt dann bei dieser Temperatur. Magneten entmagnetisieren sich ab einem bestimmten Hitzegrad (Curie-Temperatur).
Dies machen sich Reiskocher-Hersteller zunutze, indem sie in die Mitte des Heizelements einen gefederten Magneten setzen, der jenseits von 100 °C seine Kraft verliert. Solange Wasser im Reistopf ist, bleibt der Magnet in seiner Position und schließt damit einen Stromkreis.
Ist das Wasser verdampft und nur noch Reis übrig, erhitzt sich der Topf weiter. Der Magnet verliert seine Anziehungskraft und lässt los, wird von der Feder nach unten gezogen, was den Stromkreis unterbricht, wodurch der Reiskocher vom Heiz- in den Warmhaltemodus geht. Klack!
Wenn ich das Ganze richtig verstanden habe, ist es bei einem solchen Reiskocher physikalisch unmöglich, dass der Reis anbrennt.
Wir haben also vor einem Jahr einen relativ preiswerten Reiskocher gekauft, essen seitdem mindestens 500 Prozent mehr Reis als zuvor und leben damit womöglich etwas gesünder. Das beste daran aber: Jedes Mal, wenn nach 15 bis 20 Minuten ein Klacken aus der Küche signalisiert, dass der Reis fertig ist, freue ich mich ein bisschen.
Seit wir den Reiskocher haben, ist nie Reis angebrannt und nie zu nass aus dem Topf gekommen. Wir dosieren Wasser zu Reis grob 2,5 zu 1, also fünf Becher Wasser auf zwei Messbecher Reis.
Praktische Erfahrungen
Vor der Entscheidung für ein Modell habe ich mir viel zu viele Kundenrezensionen durchgelesen und dabei festgestellt, dass Käufer kleiner Reiskocher (ca. 1 Liter) deutlich häufiger über Sauereien auf der Küchenplatte klagen als die der größeren Geräte (ca. 1,8–2 Liter).
Größer ist besser
Wäscht man den Reis vor dem Kochen nicht mehrfach, wirft das Wasser stärkehaltige Blasen. Im schlimmsten Fall blubbern die Blasen am Deckelrand heraus und verdrecken das Äußere des Kochers und die Küchenplatte darunter.
Wir haben den Reis ein paar Mal vor dem Kochen gewaschen. Kann man machen, empfinde ich aber als Wasserverschwendung.
Selbst wenn man sich bei der Reismenge zurückhält, kommt es bei einem kleinen Kocher logischerweise schneller zu Sauereien als bei den größeren Modellen. Der größere Kocher mag zwar mehr Platz einnehmen, erspart aber das mehrfache Waschen der Reiskörner und viel Gewische.
Dampfgaren ist lecker
Bei unserem Kocher ist ein Dampfgarer-Einsatz dabei. Dabei handelt es sich um einen Plastikkorb, der etwa zu einem Drittel in den Topf runterhängt.
In diesem Korb lässt sich Gemüse dünsten und, viel wichtiger, Dim Sum aus der Kühltruhe zubereiten. Dauert eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten und schmeckt danach zwanzig mal so gut wie aus der Mikrowelle. Wir haben tatsächlich einen A/B-Test gemacht. Dim Sum aus dem Reiskocher: flockig-lecker. Dim Sum aus der Mikrowelle: erinnert etwas an Gummi. (Ja, wir hatten ein Wassergläschen in der Mikrowelle.)
Aufzucht und Pflege
Noch was: Weil trotz des großen Topfes gelegentlich stärkehaltigen Wassers aus dem kleinen Ventil im Glasdeckel des Reiskochers spritzen, lege ich ein Papier-Küchentuch locker über das Ventil, um das Gröbste abzufangen. Ein Gummiband hält das Tuch in Position.
Sowohl Glasdeckel als auch Teflon-beschichteter Topf als auch Damfpgarer-Einsatz können in die Spülmaschine. Mit der Hand zu spülen dauert aber keine fünf Minuten, weshalb ich das meistens bevorzuge.
Das Gegenteil von Schleichwerbung
Wer eine klare Empfehlung für Marke und Modell erwartet (womöglich noch mit Affiliate-Link), sucht hier vergeblich.
Es gibt ein Modell von Tefal, das mit einem Testsieg plant, aber wohl recht häufig ausfällt. Zweites Gegenargument: Es heißt „New Classic“ — klassisch oder neu, entscheidet euch gefälligst.
WMF hat ein Luxusmodell mit digitaler Anzeige im Programm, bei dem überraschend viele Kunden über mangelhafte Verarbeitung jammern. Das trotz dreistelligem Preis und Cromargan™. Außerdem: nur 1 Liter.
Persische Tahdig-Reiskocher sind auf Reis mit Kruste spezialisiert, das war aber nicht meine Priorität und dauert wohl eher lange (eine Stunde). Ich habe daher etwas ausgesucht, was dem von Alex Watson gezeigten Modell so nah wie möglich kommt (aber halt größer).
Weiterführende Links
- Das Reiskocher-Video, das unsere Küche veränderte: „Old-fashioned rice cookers are extremely clever“
- Technology Connections, der YouTube-Channel von Alec Watson
- Auch cool, auch von Alec Watson: ein gemeingefährlicher, aber enorm praktischer Toaster und wie man ihn repariert. Die mutmaßliche Quelle für die Warnung, nie eine Gabel in den Toaster zu stecken.
- Ein Video zur Funktionsweise taiwanischer Reiskocher, die sich vom Aufbau deutlich von dem von Alec Watson beschriebenen Modell unterscheiden, aber dasselbe Magnet-Prinzip zu benutzen scheinen.