25 Jahre The Matrix

Heute erschein auf Heise Online mein Rückblick auf den Film „The Matrix“, der am 31. März 1999 in US-amerikanische Kinos kam. Im Unterschied zu heute wurde der Film gestaffelt veröffentlicht; in Deutschland lief der Film am 17. Juni 1999 an.

Diesmal hatte ich heldenhaft versucht, mich kurz zu fassen, nur um vom Auftraggeber das Feedback zu bekommen: Da fehlt doch noch einiges! Also nochmal drangesetzt und weiter geschrieben. Der Text hat jetzt eine epische Länge, kommt aber offenbar trotzdem gut an.

Es gibt ein paar Sachen, die ich absichtlich ausgeklammert habe. Dazu gehörte der Umstand, dass die Credits des Films „The Wachowski Brothers“ als Urheber nennt, die beiden Wachowskis aber inzwischen als Lana und Lilly firmieren. Da es nicht um die Regisseure gehen sollte, sondern um den Film, fand ich das unwichtig. In meinen Augen ist das deren Privatangelegenheit. War aber nicht ganz einfach, das Thema komplett zu umschiffen.

Die Wachowskis nach der Matrix

Als Neo Smith in die Augen blickt, entgleisen kurz die Gesichtszüge.

Was ich auch nicht erwähnt habe, ist, wie es mit den Wachowskis weiterging. Sie haben diverse Filme gemacht, die mir mal besser, mal weniger gut gefielen. „Speed Racer“ (2008) finde ich beispielsweise optisch genial und enorm unterhaltsam. Die Serie „Sense8“ (2015-2018) ist fast unerträglich spannend — kein Wunder, da sie sich mit J. Michael Straczynski zusammengetan hatten. Straczynski hat bei mir seit „Babylon 5“ und „Der fremde Sohn“ (Changeling, 2008) einen Stein im Brett.

„V for Vendetta“ (2005) habe ich den Wachowskis hingegen verübelt: Der Film beginnt als ziemlich genaue Adaption des Comics und macht dann alles kaputt, indem sie am Ende in eine andere Richtung abbiegen. (Ähnliches Problem wie mit der 2009 erschienenen „Watchmen“-Verfilmung von Zack Snyder. Warum so lange der Vorlage treu bleiben, nur um am Ende die Sache in den Sand zu setzen? Zumal Damon Lindelof 2019 mit der Serie bewiesen hatte, wie man einer Vorlage konsequent treu bleiben kann.)

So war ich vollauf bereit, „The Matrix Resurrections“ (2021) zu hassen. Nur um festzustellen, dass der Film wieder gut macht, was die vorangegangenen Sequels vergeigt hatten. Dumm nur, dass Matrix Teil 4 voraussetzt, Teile 2 und 3 gesehen zu haben. (Ähnliches Problem wie bei „Zack Snyder’s Justice League“. Ein großartiger Film, der aber voraussetzt, dass man zuvor zwei schwache bis ärgerliche Filme durchlitten hat. Zack Snyder will von mir partout nicht geliebt werden. Er wird’s überstehen.)

Die Musik zur Matrix

Der böseste Bösewicht einer SF-Franchise.

Über die Veröffentlichungsstrategie „The Matrix“ selbst hätte es auch noch einiges zu erzählen gegeben. Mir hatte es insbesondere die Musik angetan.

Parallel zum Film erschien die CD „Music from the Motion Picture“, die vor allem die Songs aus dem Abspann enthielt. Von „Clubbed to Death“ von Rob Dougan (Szene mit der Frau im roten Kleid) war immerhin die Langfassung vertreten, der Propellerheads-Song „Spybreak“ (Lobby-Szene) hingegen in einer viel zu kurzen Variante.

Knapp die Hälfte der Titel auf der CD kommen im Film überhaupt nicht vor, darunter „Du hasst“ von Rammstein. Der Song, den Neo in seiner ersten Szene hört, „Dissolved Girl“ von Massive-Attack? Fehlanzeige. Auch fehlt der chorale Song aus dem berühmten Trailer: das bombastische „The Eyes of Truth“ von Enigma (wiederzuerkennen erst ab Minute 3:43).

Ungleich schwerer aufzutreiben als die „Musik zum Film“ war der „Original Motion Picture Soundtrack“ mit der Filmmusik von Don Davis. Statt wie John Williams auf schwülstigen Leitmotiven herumzureiten, bis sie brechen, verwendete Davis teils dissonante Akkorde und kombinierte ungezwungen Synthesizer und Orchester, lange bevor das zum Standard wurde.

Davis traute sich Dinge, vor denen selbst Brad Fiedel (Terminator 1 und 2) zurückgeschreckt hatte. Und trotzdem: Wer den Klavierlauf und die Bläser-Phrase des Anfangs hört, denkt sofort: „Matrix“. Es ist ein toller Score (YouTube-Playlist).

Zwei Jahre nach der DVD-Veröffentlichung des Films folgte eine separate DVD mit einer zweistündigen Doku: „The Matrix Revisited“. Diese DVD hatte ein verstecktes Bonus-Feature: Drückte man in einem Untermenü nach links, erschien ein Telefon, das zu einer Jukebox mit 41 Electronica-Tracks meist weniger bekannter Künstler führte. Hörenswert (und auch auf den neueren Blu-rays enthalten).

Meine Meinung zur Matrix

Seltener Anblick: Laurence Fishburne ohne Sonnenbrille.

Es ist eigentlich egal, was ich von diesem Film halte. Vielleicht besinne ich mich in ein paar Tagen um. Jedenfalls erinnere ich mich noch deutlich daran, wie ich seinerzeit das Kino verließ (hier bitte Deadpool-Zitat einfügen).

Der Film war seinerzeit ein erschlagender Eindruck. Die Schnipsel aus dem Trailer hatte mich ungenügend auf die Bilderflut des Ganzen vorbereitet. Dinge, die heute störend ins Augen stechen mögen (wie oft will Morpheus noch erklären, worum es geht), gehörten damals zum schlüssigen Ganzen. Es war halt eine andere Zeit™.

Aber da war diese eine Szene, die den Pastorensohn in mir massiv irritierten. Sie öffnete einen Trampelpfad zu einem Gedanken, der mich in 25 Jahren nie losgelassen hat. Ich sprach das Thema mit den Freunden an, die neben mir gesessen hatten. Die Diskussion verlief unproduktiv. Rezensionen fanden den Punkt auch nicht erwähnenswert. Diese Sache scheint kaum jemanden zu stören.

Wir brauchen Links. Jede Menge Links!

Oh ja, gerne!

Zur Musik

Den Score von Don Davis hat Varèse Sarabande inzwischen in zwei erweiterten Auflagen veröffentlicht:

Löcher in der Matrix

Nichts wie raus aus dem Land der Löffel.