Wenn ich an Journalismus denke, drängen sich sofort zwei Maximen nach vorn:
- Die Namen müssen stimmen.
- 70 Prozent der Leser*innen verstehen keine Ironie.
Beide Leitsätze habe ich im Studium gelernt. Es handelte sich dabei mitnichten um Seminargold aus berufenem Professorenmund, sondern um die erstklassigen Ratschläge einer praktisch denkenden Dozentin.
Aus 1. leite ich ab, dass auch der Rest des Textes stimmen muss. Die Korrektheit endet nicht bei den Namen, sie beginnt mit ihnen.
Aus 2. leite ich ab, dass Humor überdeutlich erkennbar sein muss. Allgemein ist Eindeutigkeit König: Bei Ironie und Sarkasmus kann der Holzhammer gar nicht groß genug sein.
Wenn in einem Artikel die Namen von Personen, Dingen oder Firmen nicht stimmen, werde ich gegenüber dem ganzen Text misstrauisch. („Wenn nicht einmal die Namen stimmen, wie mag es um den Rest bestellt sein?“)
Bin ich mir nicht sicher, wie etwas gemeint ist, beginne ich ebenfalls, den Text zu hinterfragen, statt ihm zu folgen. („Wie ist das jetzt gemeint? Habe ich etwas überlesen? Verstehe ich eine Anspielung nicht?“)
Zweifel zersetzen Texte im Kopf des Lesers wie Salpetersäure.
Bonus: Als ich noch am Anfang stand, habe ich einen ungelenk geschriebenen Text mit einem clever klingenden Argument zu retten versucht: „Meine Leser sollen doch mitdenken.“ Und: „Es ist doch gut, wenn man über einen Text nachdenken muss, um ihn zu verstehen.“ Womöglich bin ich damit sogar durchgekommen. Es hat den Text nicht besser gemacht.
Richtig ist, dass Leser durchaus über den Inhalt eines Textes nachdenken und sich eine eigene Meinung bilden sollen. Dafür muss der Text aber erst einmal eine so klare und eindeutige Aussage treffen wie möglich.