Gerald experimentiert

Im Juni 2021 beschloss ich, dass die Portraitzeichnungen durchaus Spaß machten, das viele Geschraffiere aber viel zu viel Zeit fraß. Falls das für jemanden neu ist: Faulheit kann ein toller Motivator sein, um nach neuen Lösungen auszuschauen.

So suchte ich ein paar Wochen lang nach einer Technik, die so effektvoll war wie die Schraffuren, aber weniger dröge in der Umsetzung. Ziel war etwas Plakatives, mit einer begrenzten Anzahl an Farben, wo ich einige der für die Schraffurzeichnungen eingesetzten Techniken wiederverwenden konnte, ohne dafür aber stundenlang stricheln zu müssen.

In meiner bewährten Mal-Anwendung Infinite Painter fand ich ein Fülllasso, mit dem sich Farbkleckse beliebiger Form auf die digitale Leinwand werfen ließen. Die ersten Versuche machten Spaß und sahen in der Entstehungsphase durchaus vielversprechend aus.

Die anfängliche Begeisterung verpuffte schlagartig, als ich das Ergebnis zum ersten Mal nicht nur auf dem großformatigen Tablet sah, sondern auf einem deutlich kleineren Handy-Display. Ab einer bestimmten Verkleinerung verschwamm die farbliche Abstraktion und die (immer noch recht anspruchsvolle) Handarbeit wirkte eher wie ein automatischer Bildbearbeitungsfilter.

So schnell wollte ich mich nicht geschlagen geben; weitere Versuche mit dem neuen Stil folgten. So entstanden ein halbes Dutzend Bilder. Mit jedem Anlauf schrumpfte die Hoffnung, dass ich bei einem Ergebnis landen würde, das nicht nur wie ein digitaler Filter aussah.

Das letzte Bild, ein Profil des Schauspielers Gary Kent, gefiel mir zwar gut, machte aber genauso viel Arbeit wie die parallel weiter geübte Schraffurtechnik. Ebenso wie beim James-Stewart-Portrait kamen eine Mischung aus Fülllasso und Pinseln zum Einsatz.

Der entscheidende Unterschied war, dass den Schraffurzeichnungen die Handarbeit stets deutlich anzusehen war. Für mich war aber entscheidend, dass die Bilder menschengeneriert aussehen.

Ich legte die Versuche mit den Farbflächen beiseite und kam auf die Idee, stattdessen die Schraffurtechnik auszubauen. Die nächste Entscheidung erwies sich als fatal: Ich beschloss, statt einfacher Schraffuren (ohne Überschneidungen) künftig mehrschichtige Kreuzschraffuren in Angriff zu nehmen. Das bedeutete noch mehr Striche, noch mehr Monotonie, noch mehr Zeitaufwand. Dabei hatte ich mir doch Arbeit sparen wollen! Würden nur die Ergebnisse nicht so unverschämt gut aussehen ….

Mehr zu den Kreuzschraffuren bei Gelegenheit.

Details zu den Schauspieler-Portraits: