Listenartikel (engl. Listicles) bilden das unterste Niveau des Schreibertums. Journalismus mag ich das gar nicht mehr nennen. Und doch: Obwohl Leser*innen es eigentlich besser wissen müssten, klicken sie immer wieder auf die Schlagzeilen.
In diesem Artikel erfahren Sie, warum Listenartikel das Letzte sind, woraus sie sich zusammensetzen und warum sie trotz ihrer unübersehbaren Schwächen so viel Erfolg haben.
Wer zwecks Werbeeinnahmen möglichst viele Besucher auf seine Website locken will, muss sich etwas Originelles einfallen lassen. Oder … er kopiert ein erprobtes Konzept und sorgt dafür, dass das Duplikat in den Suchmaschinen möglichst hoch landet. Originalität wird chronisch überbewertet. Listenartikel sind hingegen ein bewährtes Mittel zum Erfolg — und zwar deshalb, weil Computer bekanntlich saudoof sind.
Suchmaschinen lieben Listenartikel
Webseitenbetreiber können sich mit überschaubarem Aufwand gezielt bei Suchmaschinen einschmeicheln. Dafür gibt es sogar einen wohlklingenden Fachbegriff, Search Engine Optimization (SEO). So werden Maßnahmen genannt, die Webseiten für Suchmaschinen attraktiv machen.
Erfolgsbedürftigen Webmastern stehen diverse Dienste, Tools und Agenturen beratend mit Empfehlungen bei. Eine dieser Empfehlungen lautet: Überschriften mit Zahlen ziehen Suchmaschinen magisch an. Es scheint zu reichen, dass in der Überschrift eine Zahl steht, und sofort kommen die Leute herbeigeklickt.
Der folgende Abschnitt hat wieder nichts Direktes mit Listenartikeln zu tun. Bis wir zum eigentlichen Artikel kommen, müssen Sie sich noch ein bisschen gedulden. Das gehört zur infamen Natur des Genres. Damit Suchmaschinen einen Inhalt als relevant erkennen, reicht es nicht, ihn in nüchterner Form zu präsentieren — etwa mit einem Titel wie „Methoden, mit denen Suchmaschinen versuchen, relevante Inhalte zu erkennen“.
Auf Aufmerksamkeit optimiert, aber Müll
Nein, in den Artikeln und Überschriften müssen Schlüsselwörter vorkommen, möglichst in gehäufter Form. Erster Anlauf: „SEO-Geheimnisse: So versuchen Suchmaschinen, qualitativ hochwertige Artikel an Keywords zu erkennen“. Das ist schon fast gut, aber besser ist: „Mit diesen 5 todsicheren Tipps überzeugen Sie Suchmaschinen davon, dass Sie hochwertigen Qualitätsjournalismus produzieren.“ Vielleicht etwas lang, aber eine gute Grundlage für das nächste Meeting der SEO-Gruppe.
Genug geschwafelt, jetzt geht es mit dem eigentlichen Inhalt des Artikels los. Vorher muss ich Ihnen aber unbedingt noch ein paar Dinge versprechen, die ich nicht einzuhalten plane. Nach der Lektüre dieses Artikels werden Sie nie wieder auf einen Listicle hineinfallen! Dieser Artikel verrät Ihnen alle großen Geheimnisse der SEO-Optimierung und Publikumsmanipulation! Ich erkläre Ihnen Dinge, die Google & Co lieber geheimhalten würden!
Klicken Sie weiter, um zu erfahren, warum Listenartikel das Allerletzte sind.